„Grün“ ist keine reine Biografie des Grünplaners Günther Grzimek. Neben der Beschreibung seiner Lebens- und Schaffensphasen geht es in der aktuellen Veröffentlichung von Prof. Regine Keller -Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum an der TU München- um seinen Beitrag zur Entwicklung und Etablierung einer neuen Berufsethik in der Landschaftsarchitektur.
Das Jahr 1968 war ein wichtiges in Grzimeks Wirken: Günter Behnisch holte ihn in das Planungsteam für den Olympia Park in München und Grzimek entwickelte ein neues „Leitbild für das Studium der Landschaftskultur an der Hochschule für bildenden Künste in Kassel“, wo er seit 1965 Professor war.
Die Veröffentlichung „Grün“ verdeutlicht, dass Planung und Gestaltung des Olympiaparks wie ein gebautes Manifest der richtungsweisenden Ausbildungsform wirken. Beides bestimmte die deutsche Landschaftsarchitektur bis heute. Der Park wurde buchstäblich aus dem Trümmerschutt des Zweiten Weltkriegs modelliert und war auch als Bühne für eine neue Ästhetik und eine befreiende Pädagogik als Antwort auf das faschistische Trauma gedacht.
Wirkung und Wirksamkeit des Olympiaparks wurden aus einer Landschaftsanalyse abgeleitet, die Verhaltensmuster von Erholungssuchenden in der Landschaft zum Gegenstand hatte. Günther Grzimeks landschaftsarchitektonischer Blick auf die wachsenden Städte war anders als der der klassischen Stadtplaner und Städtebauer. Früh erkannte er den Nutzen des Grüns, der Freiräume als Rückzugs- und Erholungsräume, als Ausgleich zu großer baulicher Dichte und als Lieferanten von Frischluft mit dem Potenzial zum Temperaturausgleich.
Den Olympiapark gestaltete Grzimek wie einen guten Gebrauchsgegenstand und 1983, in der Ausstellung „Die Besitzergreifung des Rasens“, wird die Aneignung von Freiräumen nochmals explizit zum Thema seiner Aussagen.
An der Hochschule arbeitete er intensiv an einer Reform des Studiengangs und begann neben einer engeren Zusammenarbeit mit den Studierenden auch andere Disziplinen zu integrieren. Das bedeutete, dass der Prozess des Entwerfens fortan als Teamarbeit und nicht als Originalleistung des oder der Einzelnen gedacht wurde. Außerdem sollten Studierende an praxisnahen, realen Aufgabenstellungen ihre Fähigkeiten entwickeln. Als Format dafür waren je neu zu gründende Entwicklungsgruppen vorgesehen. 1969 richtete Günther Grzimek zusammen mit Studierenden den Verein „Entwicklungsgruppe für Landschaftskultur und Freiraumplanung e.V. EGL“ ein. Ziel war die Etablierung eines alternativen Planungsbüros, im dem Studierende die Chance erhalten sollten, in der Praxis Planungserfahrungen zu sammeln. Der Verein existierte bis 1973 und bildete die Grundlage für unser bis heute erfolgreich tätiges Planungsbüro (siehe auch „Die EGL – Geschichte“).